Kerstin Wittig I Sächsisches Staatsministerium für Kultus


Eröffnung des 2. Fachtages 2plus 2017



Beitrag in Serbska šula (1) 2018

 

Sehr geehrte Damen und Herren,

 

ich begrüße Sie im Namen der Veranstalter – des Sächsischen Staatsministeriums für Kultus, der Sächsischen Bildungsagentur und des WITAJ–Sprachzentrums – ganz herzlich zum zweiten Fachtag 2plus in Crostwitz.

 

Die Idee, einen Fachtag für die Lehrer an 2plus-Schulen durchzuführen, resultiert aus Ihren Hinweisen, die besagten, dass die Fortbildungsangebote für 2plus nicht Ihren den Vorstellungen und Wünschen entsprechen.

 

Diese Hinweise hat die Steuergruppe 2plus sehr ernst genommen. Wir haben im Spätherbst 2015 das Fortbildungsangebot für 2plus zunächst auf den Prüfstand gestellt und erwogen, wie wir es attraktiver gestalten können. Dabei haben wir nach einem Format gesucht, das schulartübergreifend - wie das Konzept selbst - alle Lehrer erreicht.

  

Wir haben mit dem Fachtag eine Möglichkeit gefunden, die sowohl innovative Vorträge, aber auch Diskussionen und den fachlichen Austausch zwischen den Beteiligten ermöglicht.

 

Nach dem ersten Fachtag wollten wir von Ihnen wissen, wie sie Veranstaltung bewerten und welche Hinweise und Anregungen Sie uns übermitteln.

 

Sie erinnern sich sicher, dass wir Sie gebeten hatten, einen Evaluationsbogen auszufüllen. Ca. ein Drittel der Teilnehmer ist dieser Bitte nachgekommen. Ihre Rückmeldungen waren für die Vorbereitung der heutigen Veranstaltung sehr hilfreich.

 

Die Evaluationsbögen wurden gründlich ausgewertet. Was ist dabei herausgekommen?

 

Die Teilnehmer des ersten Fachtages haben eingeschätzt, dass die Inhalte der Veranstaltung praxisrelevant waren und sie einen persönlichen Gewinn aus der Veranstaltung gezogen haben.

 

Hier können wir sagen: Ziel erreicht.

 

Der Mehrzahl der Rückmeldungen war aber auch zu entnehmen, dass die Organisation des Fachtages – also Zeitrahmen und Ort – Ihren Vorstellungen entsprach. Wir hatten bewusst nach einem Zeitpunkt gesucht, an dem für viele Kollegen die Möglichkeit der Teilnahme besteht. Deshalb sind wir auch beim heutigen zweiten Fachtag dabei geblieben, die Veranstaltung am Sonnabend nach den Herbstferien durchzuführen. Einige Schulen haben in eigener Verantwortung die Verbindlichkeit der Teilnahme geregelt, indem sie den Fachtag als pädagogischen Tag nutzen. Die Mehrzweckhalle in Crostwitz hat sich zudem als ein guter Veranstaltungsort für den Fachtag erwiesen.

 

Wir haben Sie gefragt, was Ihnen am ersten Fachtag besonders gut gefallen hat. Sehr häufig wurde dabei der Hauptvortrag von Herrn Professor Leisen zum Thema „Sprachsensibler Unterricht – was ist denn das?“ benannt.

 

Ich freue mich, dass ich in diesem Jahr als Hauptreferenten Herrn Professor Meyer von der Johannes-Gutenberg-Universität Mainz. begrüßen kann.

 

Herr Prof. Meyer wird in seinem Vortrag an die interessanten Ausführungen von Herrn Prof. Leisen anknüpfen und inhaltlich eine Brücke bauen, vom sprachsensiblen und differenzierten Unterricht zum vertieften Lernen und Kompetenztransfer.

 

Sehr geehrte Damen und Herren,

 

auf den Evaluationsbögen haben Sie uns wichtige Hinweise für den zweiten Fachtag übermittelt.

 

Eine häufig geäußerte Bitte war, dass während der Veranstaltung eine Möglichkeit gegeben sein sollte, um untereinander ins Gespräch zu kommen.

 

Ich kann mich erinnern, dass im vergangenen Jahr in den Pausen angeregte Gespräche zu den Vorträgen, aber auch vielen anderen fachlichen Themen geführt wurden, die Zeit aber trotzdem nicht ausreichte.

 

Deshalb haben wir das Programm des heutigen zweiten Fachtages so gestaltet, dass Sie nach dem Vortag von Herrn Prof. Meyer die Möglichkeit haben, innerhalb des World-Cafés an den Diskussionstischen ins Gespräch zu kommen. Auch wenn die Methode nicht neu ist – sie ist vor mehr als 20 Jahren übrigens als eine Schlechtwettervariante entstanden    eignet sie sich sehr gut dazu, sich zu relevanten Themen konstruktiv auszutauschen.

 

Wir laden Sie herzlich ein, am heutigen Vormittag zu folgenden Themen ins Gespräch zu kommen:

 

·        Fortbildungen für Lehrer

 

·        Witaj – eine hinreichende Voraussetzung für das Konzept 2plus?

 

·        Elternarbeit

 

·        Erhebung der sorbischen Sprachkompetenzen in der 5. Klasse

 

·        Umsetzungsbedingungen für das Konzept 2plus – Teamteaching und                         Gruppenunterricht

 

Die Themen wurden von den Schulkoordinatorinnen im Ergebnis einer intensiven inhaltlichen Diskussion ausgewählt.

 

Die Ergebnisse der Gespräche werden protokolliert und eine wichtige Grundlage für die weitere Arbeit der Steuergruppe 2plus bilden.

 

Lassen Sie mich auf einen zweiten Aspekt eingehen, der Ihren Rückmeldungen zu entnehmen war.

 

Wenn es um den Schutz und Erhalt der sorbischen Sprache geht, sind die Familien die wichtigsten Partner der Kindertagesstätten und Schulen. Im Schulprogramm der Sorbischen Grundschule Panschwitz-Kuckau heißt es kurz und bündig: „Gute Schule ohne Eltern gibt es nicht.“

 

Ich nenne das Stichwort Erziehungspartnerschaft. Sie alle wissen, dass

 

Erziehungspartnerschaft nichts mit der Elternarbeit im althergebrachten Sinn zu tun hat, mit der sich die Vorstellung verbindet, dass zwischen Schule und Eltern eine Hierarchie besteht.

 

Erziehungspartnerschaft geht davon aus, dass Familie und Schule gleichberechtigt sind, ein "Bündnis" geschlossen haben und in ihrer Zusammenarbeit gemeinsame Ziele bei der Bildung und Erziehung von Kindern und Jugendlichen verfolgen. Denn nur, wenn Eltern und Lehrer auf der Basis eines partnerschaftlichen Miteinanders agieren, kann es uns gelingen, jedem Kind die bestmöglichen Bildungs- und Entwicklungschancen zu bieten.

 

Ein Merkmal von 2plus ist es, dass in den Familien, aus denen Ihre Schüler kommen, der Gebrauch der sorbischen Sprache ganz unterschiedlich erfolgt.

 

In manchen Familien wird intensiv Sorbisch gesprochen. In anderen Familien wird wenig oder überhaupt nicht Sorbisch gesprochen.

 

Trotzdem haben Eltern, die selbst nicht Sorbisch sprechen, sich für  2plus entschieden.

 

Sie tun an den Schulen sehr viel, um mit allen mit den Eltern im Sinne einer Erziehungspartnerschaft zusammenzuarbeiten. Während des ersten Fachtageshaben haben wir in einer Arbeitsgruppe die Arbeit mit den Eltern bereits thematisiert.

 

Sie haben uns empfohlen, in Verbindung mit dem zweiten Fachtag eine Veranstaltung für interessierte Eltern anzubieten. Diesen Vorschlag haben wir sehr gern aufgegriffen.

 

Herr Prof. Meyer hat am gestrigen Abend zum Thema „Die Rolle der Eltern bei der zwei- und mehrsprachigen Erziehung“ referiert. Anschließend hat er Fragen beantwortet und ist mit Eltern darüber ins Gespräch gekommen, wie sie das Lernen Ihrer Kinder gezielt unterstützen können.

 

Sehr geehrte Damen und Herren,

 

wir stehen bei der Umsetzung von 2plus vor großen Herausforderungen.

 

Um dieses anspruchsvolle Konzept umzusetzen, bedarf es einer ausreichenden Anzahl gut ausgebildeter und motivierter Lehrer. Die Gewinnung von Lehrernachwuchs ist die größte Herausforderung überhaupt.

 

Nach gegenwärtigem Stand werden bis zum Jahr 2025 an den Schulen, die nach dem Konzept 2plus arbeiten, ca. 100 Lehrer und Schulleiter aus dem Dienst ausscheiden.

 

Die Sächsische Staatsregierung hat daher im Sommer 2016 in Umsetzung des Verfassungsauftrages zum Schutz der sorbischen Sprache und Kultur auf der Grundlage dieser Bedarfsprognose ein Maßnahmenpaket zur Gewinnung von Lehrkräften für Schulen im sorbischen Siedlungsgebiet entwickelt. Dieses Maßnahmenpaket wird im Zusammenwirken der Sächsischen Staatsministerien für Kultus und Wissenschaft und Kunst umgesetzt.

 

Es ist darauf ausgerichtet,

 

        zur langfristigen Absicherung des Lehrerbedarfs junge Menschen für die Aufnahme eines Lehramtsstudiums zu begeistern und für einen Einsatz im sorbischen Siedlungsgebiet zu motivieren und

 

        zur kurz- und mittelfristigen Absicherung des Lehrerbedarfs Seiteneinsteiger zu qualifizieren sowie geeignete Lehrkräfte aus dem Ausland für einen Einsatz an den 2plus-Schulen zu gewinnen.

 

Mit der Gewinnung von Abiturienten des Sorbischen Gymnasiums Bautzen für ein Lehramtsstudium haben wir gute Erfahrungen gewonnen. Bereits vielen Jahren stellen Mitarbeiter der Sächsischen Bildungsagentur im Zusammenwirken mit dem Sorbischen Schulverein e. V. bei regelmäßigen Veranstaltungen im Sorbischen Gymnasium den Lehrerberuf vor, werben gezielt für die Aufnahme eines Lehramtsstudiums und unterstützen die jungen Leute während des Studiums.

 

Wir haben den heutigen Fachtag daher auch für alle Lehramtsstudierenden geöffnet. Ich heiße Sie herzlich willkommen und hoffe, dass Sie heute unsere Diskussionen und Arbeitsgruppen bereichern, Kontakte knüpfen und wenn möglich, nach ihrem Studium in die Lausitz zurückkehren.

 

Sehr geehrte Damen und Herren, die Durchführung eines Fachtags bedarf einer soliden und langfristigen Vorbereitung.

 

Da Sie in ihrem beruflichen selbst Alltag zahlreiche Veranstaltungen vorbereiten, wissen Sie, wovon ich spreche. Ich danke allen Akteuren, die während der Vorbereitungsphase bereits dazu beigetragen haben und all denen, die heute ihren Beitrag dazu leisten, dass der zweite . Fachtag 2plus mit einem anspruchsvollen Programm stattfindet.

 

Ich hoffe, dass Ihnen die der heutige Fachtag neue Erkenntnisse und Einsichten vermittelt, das Zusammenwirken innerhalb der Schulen und zwischen den Schulen stärkt und Ihnen den notwendigen fachlichen Rückhalt für die weitere Bewältigung ihrer Aufgaben gibt.

 

In diesem Sinne wünsche ich der Veranstaltung einen erfolgreichen Verlauf.